Von der mittelalterlichen Burganlage in Weißandt – Gölzau ist
auf den ersten Blick wenig zu sehen. Eine erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1259, in der ein „Burchardus de Wizzand“
als Zeuge in einer Urkunde des anhaltischen Grafen Siegfried des I. genannt wurde. Auffallend sind zunächst die
baulichen Überreste des Schlosses, welches an gleicher Stelle im 18. Jahrhundert errichtet wurde und dessen Gebäude ab den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts verfielen und in Vergessenheit
gerieten.
Von der vormaligen Turmhügelburg, auch Motte genannt, zeugen vor allem der Burghügel und der ihn umgebende Befestigungsgraben. Bei der Vermessung der Anlage durch das Landesamt für Denkmalpflege
und Archäologie Sachsen – Anhalt im Winter 2004 wurden weitere vorgelagerte Wallreste festgestellt.
Da die Bebauung von Turmhügelburgen
nicht selten aus Holz bestand, geben zumeist nur zeitgenössischen Darstellungen Aufschluss über ihr Aussehen. Dies trifft auch auf die Burganlage von Weißandt – Gölzau zu. Weil die schriftlichen
Quellen des Mittelalters sehr spärlich sind, liegen die Entstehungsgeschichte und das tatsächliche Aussehen der Burg im Dunkeln.
Deshalb wurde im Oktober 2005 unter fachlicher Betreuung des Landesdenkmalamtes Sachsen – Anhalt eine kleinen Forschungsgrabung auf dem Burghügel durchgeführt. Im April 2013 ergab sich noch
einmal die Gelegenheit eine kleine Fläche im Anschluss an die Grabung 2005 zu untersuchen. Durchgeführt wurden die Forschungsgrabungen vom Anhaltischen Förderverein für Naturkunde und
Geschichte.
Mitarbeiter des Fördervereins haben im Rahmen eines durch das Jobcenter und den Europäischen Sozialfonds geförderten Projektes einen ersten Schnitt angelegt. Durch diesen und die weiteren soll Klarheit über den Aufbau des Burghügels gewonnen werden. Ferner bieten die Ergebnisse, welche die Schnitte lieferten, die Möglichkeit, künftige Grabungsflächen für weiterführende Untersuchungen ausfindig zu machen. Die zweite Untersuchung hatte als primäres Ziel, den Beginn der künstlichen aufgeschütteten Anlage herauszufinden. Da Turmhügelburgen bisher kaum erforscht sind, boten die Ausgrabungen Möglichkeiten, neue Erkenntnisse über diesen Burgentyp zu gewinnen.
Ergebnisse der Grabungen 2005 und 2013
Die rundlich-ovale Burghügelaufschüttung gehört mit ihren Maßen von etwa 46,5 m x 38,5 m zu den größeren Turmhügelburgen. Umfasst wird die Anlage von einem bis zu 22 m breiten Graben. Vervollständigt wird die Burganlage durch einen leider nur noch in Resten erhaltenen und dem Graben vorgelagerten Wall.
Die geringe heute noch erhaltene Bausubstanz ist im Aufgehenden neuzeitlich, lediglich erhaltene Unterkellerungen und Substruktionen dürften aus dem späten bis ausgehenden Mittelalter zu stammen. Letztlich sind weitergehende Aussagen zur mittelalterlichen Bebauung, zur Gleichzeitigkeit oder zeitlichen Abfolge der Verteidigungsanlagen (Wall und Graben) sowie dem Errichtungszeitraum des Turmhügels und damit der Burg weitgehend offene Fragen.
Bei der ersten Grabungskampagne 2005 wurde ein 2 m x 4,50 m und ein weiterer 2 m x 3,50 m großer Schnitt angelegt. Der größere Schnitt wurde bis in eine Tiefe von 2,05 m ab Geländeoberkante abgetieft und der zweite Schnitt erreichte eine Tiefe von 1,21 m.
Während der zweiten Untersuchung im April 2013 wurden drei jeweils 6 m lange und 1 m breite Schnitte angelegt. Die Tiefe dieser drei Schnitte liegt etwa zwischen 1 m und 1,15 m.
Letztlich konnten in den nur sehr geringen Untersuchungsflächen keinerlei Mauerreste und Laufhorizonte festgestellt werden. Dafür waren in den Schnitten unter dem rezenten Humushorizont verschiedene Schichtungen festzustellen. Diese lehmigen Planier- und sandig/schluffigen Auffüllschichten waren in unterschiedlichem Maße mit Mörtel- und Ziegelresten sowie vereinzelten Porphyrresten und Holzkohlestückchen durchsetzt. Hinzu kam vereinzelt Keramik.
Bei zwei Befunden könnte es sich um Gruben handeln. Auf Grund der nur sehr beschränkten Untersuchungsfläche konnte die Ansprache als Grube jedoch nicht abgesichert werden. Am auffälligsten war der als Kulturschicht angesprochene Befund 23. Die dunkelbraune Lehmschicht könnte zur (vielleicht zu einer etwas jüngeren Phase?) Aufschüttung des Turmhügels gehören. Diese zeichnete sich durch einen erhöhten Fundanfall aus und der überwiegende Teil der Funde datiert in das Mittelalter. Bei der enthaltenen Keramik handelt es sich um helltonige weißgraue, rotbraune und dunkelgraue bis schwarze Ware und die Randausprägungen sind häufig dornen- bis kragenrandartig gestaltet. Verzierungen sind nur im geringen Umfang vorhanden und beschränken sich auf Rillen und Rillenbänder, welche auch gewellt vorkommen. Die Datierung dieses Materials liegt in der ersten Hälfte des 13. Jh. und könnte damit den Beginn des Burgenbaus in diesen Zeitrahmen festlegen. Da bisher aber immer noch keine vollständige Stratigraphie des Turmhügels vorliegt, ist dies als vorläufig anzusehen. Eine endgültige Klärung des Beginns und der Entwicklung, insbesondere die Frage einer schon slawischen Vorgängerbebauung, bleibt zukünftigen Forschungen vorbehalten. Gleiches gilt für die Frage einer deutlich älteren Besiedlung. Einzelne Scherben dürften in die Eisenzeit gehören. Ob es sich hier um wenige, bei den Aufschüttungen mit Fremdmaterial eingebrachte Stücke handelt oder ehemals in dem Bereich eine eisenzeitliche Siedlung bestand, erfordert, wie auch die Frage der mittelalterlichen Burgentwicklung, eine tiefergehende und großflächigere Untersuchung. Diese steht immer noch aus.
Wenig überraschend stammte der größte Fundanfall der bisherigen Untersuchungen aus der Neuzeit. Zumeist handelte es sich um recht langlebige Sachzeugen, welche einen punktuellen Einblick in Wirtschaft und Leben auf der Burg und späteren Gutsanlage ermöglicht. Dies belegen Schlacken, Ziegelbruch und Mörtelreste, Eisenfragmente, dabei zumeist technisches Eisen wie Nägel und Haken, Tierknochen, Reste von Tonpfeifen, Glasfragmente, glasierte Keramik und Porzellan. Herausgehoben im Fundgut waren ein Bronzeknopf mit Habsburger Doppeladler sowie Blattkachelreste mit Liliendekor und mit sächsischem Wappen enthalten. Die Blattkachelreste datieren in ihrer Fertigung ins 16. Jh. und geben einen Einblick in die gehobene Innenausstattung der Anlage in der frühen Neuzeit.
Auf einem Hang südlich der Gemeinde Chörau im Landkreis Köthen/Anhalt befand sich vor ca. 2000 Jahren ein Dorf. Die Einwohner gehörten dem germanischen Stamm der Hermunduren an. Auf der Anhöhe südlich ihres Dorfes haben die Menschen ihre Toten bestattet.
Die Urnen mit den sterblichen Überresten werden in der Erde vergraben...
und 2.000 Jahre später wieder entdeckt.
Die Menschen, die diese Urnen beigesetzt haben, gehörten noch zu einer schriftlosen Kultur. Wir nennen sie Jastorfkultur nach einem archäologischen Fundplatz in Niedersachsen. Verbreitet war diese Kultur in der norddeutschen Tiefebene. In Mitteldeutschland, wie in Chörau, treffen wir auf die südlichen Ausläufer dieser Zivilisation.
In der Werkstatt werden zur Zeit Gefässe aus der Ausgrabung Chörau restauriert. Vor der Bergung wurden die Gefässe sorgfältig eingegipst. Dadurch sind sie beim Transport gut geschützt und können in der Werkstatt ohne den oftmals auf den Ausgrabungen herrschenden Zeitdruck geborgen werden.
Anschließend werden die Gefässe in der Werkstatt von ihrer Gipsummantelung befreit. Zerdrückte Gefässe werden aus einzelnen Scherben wieder zusammengeklebt und Lücken mit Gips ergänzt.